Ev. Pfarrkirche
Im Ursprung geht die am Südrand der Altstadt gelegene Kirche auf die Zeit der Stadtgründung im 14. Jh. zurück. Errichtet als Kapelle bis 1366 wurde sie „Unserer Lieben Frau“ geweiht – der Hauptaltar allerdings der hl. Katharina. Die Kapelle gehörte zur Pfarrei Werdohl, über die wiederum das Prämonstratenserstift Berentrop Patronatsherr war. So bezog die Werdohler Pfarrei die dem Katharinenaltar zustehenden „Pfründe“, was 1465 zu einem missglückten Loslösungsversuch und 1477 zur Stiftung einer zweiten Altarpfründe allein für Neuenrade, der Nikolausvikarie, führte. Die Zugehörigkeit zu Werdohl dauerte trotz Reformation bis ins 17. Jh. Mit der Kirchenordnung des aus Neuenrade stammenden Hermann Wilken wurde 1564 die lutherische Reformation angenommen.
Aus der Gründungszeit Neuenrades stammt im Kern noch der Turm, dem eine wichtige Rolle als Wehrturm in der Grenzstadt zukam, und dessen Eingang erst in jüngster Zeit verbreitert wurde. Seine bauliche Masse, die in der Mauer hinauf führende Treppe und die schmalen Fenster unterstreichen seine Wehrhaftigkeit. Die hohe Turmspitze stammt erst aus dem 18. Jh. Seit 1904 ist der Turm verputzt. Übrigens sind seine Glocken (schon 1512 erwähnt) zumindest die dritten Exemplare ihrer Art, da nachweislich der Stadtbrand von 1687 eine völlige Zerstörung mit sich brachte und im ersten Weltkrieg die damals gängige Einschmelzung erfolgte.
Das Langhaus der Kirche ist ein schlichter einschiffiger Rechteckbau, der 1786/87 das vorherige Kirchenschiff mit niedrigerem Querhaus ersetzte. Die Spiegeldecke ist mit Engeldarstellungen verziert. Die Gottesdienstbesucher finden Platz im alten Kastengestühl bzw. auf den Emporen.
Der Kanzelorgelprospekt mit seinen geschwungenen Emporen wurde mit dem Neubau des Langschiffes geschaffen. Während die Orgel selbst dem 19. Jh. entstammt, ist das älteste Ausstattungsteil der vordere Bereich der Kanzel. Das reiche Schnitzwerk aus dem späten 16. Jh. zeigt in der Mitte das Stadtwappen mit Maria, der Stadt- und Kirchenpatronin, eingebettet im Strahlenkranz. Seitlich sind die Wappen derer von Neuhoff zu sehen, die vom 15. – 18. Jh. als Drosten in Neuenrade wirkten und zeitweise die Burg „Auf´m Platz“ (Ecke „Dahler Straße“ / „Hinter der Stadt“) bewohnten. Ausstattungen aus vorreformatorischer Zeit – wie der noch 1552 vorhandene Leuchter und das Handfass (Gießgefäß) in Form eines Löwen, beide aus dem untergegangenen Gevern stammend, sind nicht mehr erhalten.
Das Kirchengebäude ist nicht isoliert zu sehen, sondern es stand inmitten des Kirch- bzw. Friedhofes. Umschlossen wird alles von der Kirchhofmauer, die schon 1636 erwähnt wurde und in Teilen heute noch erhalten ist. Drei denkmalgeschützte Grabsteine – leider recht junge aus der Mitte des 19. Jh. – sind noch zu sehen. Sie stammen allerdings nicht original vom Kirchhof, sondern vom 1823 neu angelegten Friedhof außerhalb der Stadtmauern vorm "Untertor" (auf der Südseite der Bahnhofstraße gegenüber der kath. Kirche gelegen). Dieses Areal reichte aber nur wenige Jahrzehnte und wurde bereits 1865 zugunsten des sogenannten "alten" evangelischen Friedhofes am Unteren Semberg wieder aufgegeben, abgeräumt und bebaut.