Wohnhaus Hinter der Stadt 4
Im 18. Jh. entstanden in Neuenrade die ersten Häuser außerhalb der schützenden Stadtmauer und der davor befindlichen Wassergräben. Am nordöstlichen Rand der Neuenrader Altstadt wurde so 1752 – durch Mauerankerzahlen an der Frontseite ausgewiesen – das prächtige Patrizierhaus (Nr. 160 in der Häuserliste von 1822 – heute „Hinter der Stadt 4“) errichtet, welches 1770 im Eigentum des Kaufmanns Joh. Wm. Overbeck stand.
Es beherrschte das Stadtbild so eindrucksvoll, dass es neben der Kirche als einziges Gebäude in der Karte von J. H. Merner (1771) detailliert dargestellt wurde. Man erkennt auf dieser Karte das zunächst fünfachsige Kaufmannshaus (nach Osten wurde ein späterer Anbau geschickt integriert) unschwer rechts oben am Bildrand.
Es handelt sich um ein zweigeschossiges märkisches Bürgerhaus, das als Satteldachtraufenhaus ähnlich dem Haus „Erste Straße 6“ konzipiert wurde. Dem (ursprünglich) fünfachsigen Wohnteil wurde auf der Ostseite später der einachsige Wirtschaftsteil angefügt. Baunähte deuten noch das ehemalige Deelentor an.
Im vormals zentral angebrachten Dreiecksgiebel über der Eingangstür befindet sich ein querovaler Okulus, der mit seiner komplizierten Sprossengestaltung neben dem Portal und der doppelläufigen Freitreppe den Hauptzierrat des Hauses bildet.
Übrigens residierte in diesem Haus von 1851 – 1890 der langjährige Bürgermeister, Amtmann und Gemeindevorsteher Theodor Weiß, der aus Plettenberg kommend in die Kaufmannsfamilie Kuchen / Dr. Hüser eingeheiratet hatte. Im östlichen eingeschossigen Anbau befand sich deshalb quasi als Untermieterin die Amts- bzw. Stadtverwaltung mit Schreiber Voß als einzigem Angestellten, während die Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung weiterhin im Rathaus an der Ersten Straße (bis 2013 - Gertrudenapotheke) stattfanden.